Die Lintforter Regionalliga-Basketballer liegen acht Minuten vor Schluss mit 26 Punkten hinten – und gewinnen trotzdem noch mit 92:90 gegen ETB Essen II. Coach Marcel Buchmüller weiß hinterher selbst nicht so genau, wie seinem Team die Wende noch gelungen ist.
Die höchste Führung für die BG Lintfort im ganzen Spiel gegen ETB Essen II: zwei Punkte. Die Zeitspanne, die die Lintforter Regionalliga-Basketballer in Führung lagen: zehn Sekunden. Zahlen, die nicht einem Gewinner zugehörig zählen. Und doch war es am Samstagabend die BGL, die das Feld als Sieger verließ. Denn durch furiose Schlussminuten war es dem Team von Coach Marcel Buchmüller noch gelungen, in den letzten acht Minuten der Partie einen 26-Punkte-Rückstand noch in einen 92:90 (37:46)-Erfolg umzudrehen – das verfrühte Lintforter Weihnachtswunder.
Ein Satz des Lintforter Coaches beschrieb die Partie am Samstagabend hinterher mehr als treffend. „Ich habe keine Ahnung, wie wir das noch geschafft haben.“ So sagte es Marcel Buchmüller knapp eine Stunde, nachdem seinem Team gegen den direkten Tabellennachbarn noch die Wende gelungen war. Denn 32 Minuten lang waren es die Gäste aus der Ruhrmetropole, die den Ton angegeben hatten. Doch dann drehten die Hausherren plötzlich auf. Was auch die knapp 300 Zuschauer in ungläubiges Staunen versetzte.
Denn die Widerstände, die die Lintforter zu überwinden hatten, waren groß. Krankheits- und verletzungsbedingt war quasi der halbe BGL-Kader ausgefallen, sodass sogar Kai Schiffer, der vor rund 15 Jahren zuletzt für die erste Herrenmannschaft aufgelaufen war, nach Studium und ersten Berufsjahren inzwischen wieder für die zweite Mannschaft der BGL aktiv, zu seinem umjubelten Comeback kam – oder besser gesagt kommen musste. Darüber hinaus spielte Dorian Tiggelkamp, obwohl er eigentlich ins Bett gehört hätte. „Er war so krank, er hätte eigentlich nicht spielen dürfen“, so Buchmüller.
Eine Ausnahmesituation, die das Team lange Zeit lähmte. „Ich hatte eigentlich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir irgendeine Art von Zugriff auf die Partie hatten“, so Buchmüller hinterher. Die BGL musste um ihre Abschlüsse kämpfen – und dann waren sie auch nicht gut. Die Essener hingegen mussten nicht viel Gutes tun, um ihrerseits zu punkten. Zu harmlos präsentierten sich die Hausherren in den ersten drei Vierteln. „ETB hat gerade in der ersten Halbzeit echt gut verteidigt und uns weh getan. Wir hatten keine Lösungen.“
Und plötzlich waren sie doch da. Acht Minuten vor dem Ende, die BGL hatte zu diesem Zeitpunkt bereits mit 26 Punkten in Rückstand gelegen und wollte eigentlich nur noch Schadensbegrenzung betreiben, fanden die Hausherren plötzlich den richtigen Schalter. Durch eine Zonen-Pressverteidigung brachte man den Gegner aus dem Rhythmus, in der Offensive wurden Routinier Till Achtermeier auf einmal Freiräume gewährt, die er vorher nicht hatte – aber dann natürlich auszunutzen wusste. „Dazu kam, dass Semih Sehovic und Jochen Durdel, die bis dahin überhaupt nicht gut gespielt hatten, plötzlich in der Defensive aufwachten und uns echt viele Bälle sichern konnten.“
Punkt für Punkt knabberten die Hausherren so von der Essener Führung ab, kamen immer mehr in Schlagdistanz, und lagen plötzlich wieder in Schlagdistanz. Dennoch: Rund vier Minuten vor dem Ende konnten sich die Essener immer noch auf eine Führung von neun Punkten verlassen. Dennoch gab die BGL nicht auf, leistete sich dabei sogar noch einige verworfene Freiwürfe, schaffte mit einem 10:0-Lauf in den letzten zweieinhalb Minuten aber noch die Wende.
„Ich bin einfach nur stolz auf das Team. Natürlich vergessen wir nicht, was in den ersten 32 Minuten passiert ist. Aber wir wurden schon oft abgeschrieben, aber sind eigentlich so viel besser, als wir es oft aufs Parkett bringen. Daher muss man diese letzten acht Minuten auch einmal herausheben. Das muss jetzt aber auch unsere Blaupause für den Rest der Saison sein. Jetzt dürfen wir die Weihnachtspause aber auch genießen, können unsere Wunden lecken und müssen dann genau so enthusiastisch wieder ins neue Jahr starten, denn einfacher wird es mit Sicherheit nicht.“
Punkte: Achtermeier 23, Mellmann 22, Durdel 12, Sehovic 9, Tiggelkamp 7, Vujanovic 6, Kanbir 5, Humm, Wittich beide 3, Manten 2