Lintforter reisen mit stark dezimiertem Kader ins Rheinland und siegen knapp
Die Vorzeichen standen für die BG Lintfort vor ihrem Auswärtsspiel bei der BG Bonn-Meckenheim alles andere als gut.
Während unter der Woche noch alles danach aussah, als ob Coach Tobias Liebke auf seinen kompletten Kader zurückgreifen könne, sah dies nach dem Abschlusstraining am Freitag schon wieder komplett anders aus. Nur mit einem Rumpfkader konnten die Klosterstädter die Reise in die ehemalige Bundeshauptstadt antreten.
Dafür war die Überraschung hinterher umso größer: die BGL setzte sich sensationell bei den favorisierten Gastgebern mit 61:58(26:33) durch und feierte damit ihren dritten Saisonsieg.
BGL-Sieg in Bonn: Unverhofft kommt oft
Gleich fünf Akteure konnten die Reise in die ehemalige Bundeshauptstadt nicht mit antreten. Joel Aminu hatte sich das Knie verdreht und setzte vorsichtshalber aus, Thomas Achtermeier konnte ebenfalls nicht mitwirken. Zu allem Überfluss musste Liebke auch noch auf seine komplette Center-Riege verzichten: sowohl Marcel Kower, Janosch Feige als auch Till Achtermeier standen für die wichtige Partie des 13. Spieltages nicht zur Verfügung. Die Aufgabe im Rheinland wurde dadurch natürlich alles andere als einfacher. Sogar Routinier Tom Illbruck musste mit mehreren Spielern der zweiten Mannschaft vom Landesliga-Spiel in Wuppertal hinterher reisen, damit bei der BGL überhaupt 10 Akteure auf der Bank Platz nehmen konnten.
Doch den übrig gebliebenen Rumpfkader schien die Personalmisere nur noch mehr zu motivieren, gerade da man sich ja auch für die knappe Hinspielniederlage nach Verlängerung motivieren wollte. Da man das Duell unter den Körben aufgrund der fehlenden „Big Men“ sowieso nicht für sich entscheiden konnte, suchte die BGL ihr Heil aus der Distanz – mit durchaus beachtenswertem Erfolg. Zwar bestimmten die Gastgeber die ersten zwanzig Minuten größtenteils, doch die Klosterstädter ließen sich zu keinem Zeitpunkt abschütteln und wahrten durch großen Kampf und einige gelungene Spielzüge immer wieder die Tuchfühlung zu den „Heimers“. Besonders Paul Krüger übernahm in dieser Phase Verantwortung und erzielte knapp drei Viertel seiner Punkte bereits vor dem Seitenwechsel.
Nach der Halbzeitpause schaffte es das Team von Tobias Liebke dann sogar, das Blatt zu wenden. Das Ziel, sich von den Rheinländern nicht mehr das Tempo diktieren zu lassen, wurde effektiv umgesetzt. Immer wieder verlangsamte die BGL das Spiel bewusst, um nicht unnötig die eigenen Kräfte zu vergeuden. Damit kamen die Gastgeber anscheinend gar nicht zurecht und ließen sich von der BGL einlullen. Gerade Jungtalent Max Middeldorf zeigte einen Tag vor seinem 16. Geburtstag eine überragende Leistung und führte sowohl in Offensive wie auch in Defensive umsichtig Regie.
Die Klosterstädter konnten im Laufe der zweiten Halbzeit schließlich erstmalig die Führung übernehmen und verteidigten diese bis zum Ende mit den letzten verbliebenen Kräften. Damit hat man nach Punkten nun mit ETB Essen gleichgezogen – zum absolut sicheren Ufer ist es für die BGL allerdings noch ein weiter und schwerer Weg. Dennoch freute sich Tobias Liebke hinterher diebisch über den Coup seines Teams: „Wenn mir einer heute vorher gesagt hätte, dass wir mit einem Sieg nach Hause fahren, hätte ich wohl sehr viel Geld verloren. Ich bin mächtig stolz, dass wir uns von allen Unwägbarkeiten nicht aus der Bahn werfen lassen und in jedem Spiel von vorne unsere Chancen suchen. Das Spiel heute war offensiv nicht besonders reich an Höhepunkten, aber letztendlich haben wir den größeren Willen als Bonn-Meckenheim bewiesen und fahren meiner Meinung nach daher auch verdient mit zwei Punkten im Gepäck zurück. Jetzt freuen wir uns richtig auf die Partie gegen Uerdingen am kommenden Samstag.“
Punkte: Krüger (22), Wagner (13), Lipp (9), Wittich (7), Illbruck (4), Schmak, Middeldorf (je 3)
Bilder: Paul Krüger (o.r.) lieferte eine herausragende Partie ab und konnte mit 17 seiner 22 Punkten in der ersten Halbzeit sein Team im Spiel halten. Max Middeldorf (u.l.)führte einen Tag vor seinem 16. Geburtstag umsichtig Regie.